Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch Ein Mann sitzt an einem Schreibtisch
Foto: © Eva Baches
01.01.2022
Medizin + Co

Bruno-Lelieveld-Haus

Ein Platz für alle

Redaktion: Eva Baches

Im Winter ist es für Menschen, die, aus welchen Gründen auch immer, auf der Straße leben müssen besonders hart. Daher stellen wir in unserer Serie Einrichtungen vor, die wohnungslosen Menschen ihre Unterstützung anbieten. Als nächste Einrichtung habe ich das Bruno-Lelieveld-Haus besucht.

Das Bruno-Lelieveld-Haus ist zentral gelegen. Nur wenige Minuten brauche ich vom Mönchengladbacher Hauptbahnhof, bis ich vor einem Wohnhaus an der Erzbergerstraße 8 stehe. Mag es auch von außen etwas unscheinbar wirken, aber von innen strahlt mir die menschliche Wärme entgegen.

Holger Knübben, Leiter der Einrichtung, empfängt mich. „Schön, dass du da bist. Möchtest du einen Kaffee?“. Ich sage gerne zu und folge ihm durch den Raum, in dem rechts und links Tische stehen, einige von ihnen sind besetzt.

Besucher frühstücken, trinken Kaffee oder unterhalten sich. Ein kleiner schwarzer Hund begrüßt mich. Dann geht er schnell wieder zurück zu einer Dame, die ihn auf den Schoß nimmt. „Tiere sind hier ausdrücklich erlaubt“, sagt Knübben. Im hinteren Teil des Raumes steht eine Küche mit einer Theke. Der Einrichtungsleiter zeigt auf die Brotbox, die Kaffeekannen und die Marmeladengläser „Hier können sich unsere Besucher Brot und Aufschnitt für ihr Frühstück nehmen und in der Küche bereiten wir dann unser Mittagessen zu“. Wir gehen durch einen weiteren Raum, in dem unter anderem die Kleiderkammer untergebracht ist. In einer Ecke stehen Spinde. „Hier können die Besucher ihre Sachen aufbewahren“, sagt Holger Knübben.

Auf dem Weg in sein Büro zeigt er mir auch noch die Vorratskammer „Lebensmittelspenden, die wir dann in der Woche verbrauchen, werden hier gelagert“, sagt er. Und das ist nicht wenig. Vor Corona besuchten rund 80 bis 100 Menschen den Tagestreff. Jetzt sind es etwas weniger. „Wir können leider im Augenblick nur 15 Menschen unter 3G Bedingungen gleichzeitig in den Treff lassen“, erklärt Knübben, da muss dann auch schon einmal im Schichtbetrieb gegessen werden. Den Treff zu schließen, war für ihn keine Option.

„Ich habe mit meiner Familie gesprochen und mein Sohn hat gesagt. Du musst das machen Papa. Wir schaffen das schon“, sagt er und ist sichtlich gerührt. Denn für Holger Knübben ist es mehr als nur ein Job, er möchte den Menschen helfen und für sie da sein. „Dafür habe ich Soziale Arbeit studiert. Es gibt keine reinere Form der Arbeit in diesem Bereich für mich“, sagt er. „Es ist viel mehr als nur eine Tätigkeit, es ist eine Lebenseinstellung“.

Wenn man einen Menschen sieht, der niedergeschlagen ist und man ihn wieder ein wenig aufbauen kann, tut das einfach gut“, sagt Holger Knübben. „Ich bin dankbar, dass in der Zeit der Pandemie auch viele private Spender mit Sachspenden, Geldspenden oder auf andere Weise geholfen haben. Diese Spenden sind sehr wichtig für unsere Arbeit“. Der Trägerverein des Tagestreffs Verein Wohlfahrt e.V. erhält von der Stadt Mönchengladbach eine Förderung, mit der dieser die Miete und weitere Kosten wie Strom und Heizung decken kann. Alle andere Leistungen, wie die Essensausgabe, werden komplett über Spenden finanziert. Der Verein Wohlfahrt ist einer der ältesten Vereine in Mönchengladbach und wurde bereits 1896 von der katholischen Hauptpfarrei St. Mariä Himmelfahrt gegründet. Er ist Träger von vier sozialen Einrichtungen und zwei Altenheimen in Mönchengladbach sowie Gesellschafter des Volksvereins.

Der Mensch steht hier im Bruno-Lelieveld-Haus im Mittelpunkt. Jeder, der Hilfe braucht, soll hier auch Hilfe bekommen.

„Wir machen montags bis freitags um 7:30 Uhr auf und schließen um 15:30 Uhr. Sonntags und an Feiertagen machen wir um 9 Uhr auf und machen um 14 Uhr zu. Samstags haben wir geschlossen. Viele die schon früh hier sind, haben in der Notunterkunft in der Nähe geschlafen und kommen zu uns, um zu frühstücken, sich zu waschen oder auch ihre Kleidung zu waschen“, fügt Knübben hinzu. Montags, mittwochs und freitags gibt es um 13:30 Uhr ein warmes Mittagessen. „Montags und freitags kochen wir hier vor Ort“, erzählt Holger Knübben. Einen Raum mit Dusche, einer Waschmaschine und Toiletten gibt es außerdem.

Holger Knübben unterstützt aber auch, wenn es darum geht, Anträge auszufüllen, Ausweisdokumente zu beantragen oder hat einfach nur einmal ein offenes Ohr, wenn jemand reden möchte. „Es gibt einen Besucher, der kommt einmal im Jahr zu mir anlässlich eines Todestages, einfach um zu reden. Dann sehe ich ihn den Rest des Jahres nicht mehr. Andere kommen jeden Tag oder nur wöchentlich“, sagt er. Subjektiv betrachtet seien es aber über die Jahre schon mehr geworden. Zum Schluss auf dem Weg zum Ausgang bleiben wir vor einer Wand stehen, an der Menschen gedacht wird, die verstorben sind. „Meist werden sie anonym bestattet. Hier kann man sich an sie erinnern“, erklärt er mir.


Verein Wohlfahrt e.V.
Bruno-Lelieveld-Haus

Erzbergerstraße 8
41061 Mönchengladbach

Telefon: 02161 - 48 10 70
www.verein-wohlfahrt.de