Zwei Fotos, auf dem linken Dina Elmerghini, Anja Kemper und Sandra Ophei, auf dem rechten den Eingangsbereich des Showrooms von Artibelle Zwei Fotos, auf dem linken Dina Elmerghini, Anja Kemper und Sandra Ophei, auf dem rechten den Eingangsbereich des Showrooms von Artibelle
Fotos: Artibelle
Links: die drei Gründerinnen von Artibelle: v.l.: Dina Elmerghini, Anja Kemper und Sandra Ophei; rechts: der Eingangsbereich des Showrooms
01.09.2023
Bauen + Wohnen

Artibelle - feine Dinge

Redaktion: Marc Thiele

Es ist der Frühling 2019. Corona liegt noch in weiter Ferne. Die drei Mönchengladbacherinnen Sandra Ophei, Anja Kemper und Dina Elmerghini genießen ihren Urlaub im nordafrikanischen Marokko, während dem sie auch Marrakesch, im Westen des Landes besuchen. Natürlich führt sie ihr Weg dabei in die weitläufigen, engen Gassen des riesigen lokalen Marktes, des Souks. In einer einzigartigen Atmosphäre aus Menschengewirr, etwas chaotischem Straßenverkehr, den Gerüchen exotischer Speisen und Gewürze, den vielen Geräuschen eines lebendigen Marktes und einem unbeschreiblichen Spiel aus Licht, Schatten und Farben schlendern sie vorbei an unzähligen Ständen und Läden von Handwerkern, Künstlern und Händlern, die eine unvorstellbare Vielfalt an handgemachten Produkten feilbieten. Farbenfrohe, handgeknüpfte Berberteppiche aus natürlich gefärbter Wolle, Tücher, Decken und Kissen, Lampenschirme aus Schilf, Palmblättern oder anderen Naturmaterialien, bunte Taschen, wunderschön verzierte Tabletts, Spiegel, Lampen und viel Keramik und Steinzeug wie Teller, Tassen und die verschiedensten anderen Behältnisse.

Viele der im Souk angebotenen Produkte kommen nicht aus Marrakesch selber, sondern aus verschiedenen anderen Städten und Dörfern des Landes, so wie z.B. die bekannte Keramik aus Tamegroute, einer Oasenstadt aus dem Süden Marokkos. Diese ist besonders auffällig durch ihre Farbverläufe, meist eine Vielfalt von Grüntönen – aber auch Ocker ist möglich. Eine nicht etwa künstliche Färbung, sondern sie entsteht während des Brennvorganges und rührt von den im Boden der Region vorkommenden Mineralien her. Auch drei markante, nicht gefärbte Punkte im Inneren und auf der Unterseite der Keramikprodukte sind nicht etwa ein Qualitätsmangel, sondern im Gegenteil, ein Zeichen der Ursprünglichkeit der jahrhundertealten Töpferkunst der Region. Sie entstehen beim stapeln der noch ungebrannten Rohlinge im Ofen. Auch aus Safi, einer Hafenstadt, kommen viele Keramikerzeugnisse, die dort durch Artisans, lokale Kunsthandwerker, getöpfert und von Hand mit traditionellen Mustern bemalt werden. Aus dem Atlasgebirge stammen die von Berberfrauen in Handarbeit genähten und mit verschiedenen Symbolen bestickten Sabra-Kissen aus Kaktusseide und Baumwolle, jedes ebenfalls ein Unikat, wie eigentlich alle anderen handgefertigten Produkte generell.

Alle diese Produkte hier aufzuzählen und zu beschreiben, würde den verfügbaren Platz bei weitem sprengen, daher zurück zu den drei Freundinnen auf Entdeckungsreise durch den Souk von Marrakesch und einer Idee, die sich entwickelte, während sie sich von all den Eindrücken des riesigen Marktes begeistern ließen. So schöne, so farbenfrohe Dinge würden doch auch wunderbar ins eigene Zuhause passen. Natürlich aber nicht nur ins eigene. Eigentlich sind all die Accessoires und Nutzgegenstände doch großartige Dinge für jeden, so die Überlegung.

Während des weiteren Verlaufs des Urlaubs reifte die Idee weiter. Dina Elmerghini, die selber marokkanische Wurzeln hat, brachte weitere Kenntnisse des Landes und der Kultur in die Ideenfindung und Planung mit ein, so dass alle Überlegungen schnell konkreter wurden. Zuerst wollte man schon beim ersten Besuch Musterware mit nach Deutschland nehmen, was sich jedoch als unpraktikabel erwies, weshalb man nach zwei Wochen noch einmal zurückkehrte und eine erste Einkaufstour startete, um Freunden und Familie die Idee und die Produkte zu präsentieren und ein erstes Feedback einzuholen.

Die Rückmeldungen waren wohl positiv, denn danach ging alles sehr schnell. Ende 2019 wurde eine Firma gegründet, „Artibelle“, benannt nach dem in Marokko gebräuchlichen, französischen Begriff für Kunsthandwerker, „Artisan“ und Schön, „belle“. Es folgten weitere Reisen, um Waren einzukaufen aber auch Kontakte vor Ort zu knüpfen. Die drei Freundinnen meisterten formale und bürokratische Hürden und legten einen eigentlich sehr guten Start hin. Dann aber kam Corona und wie überall änderte sich auch bei „Artibelle“ schlagartig vieles. Reisen nach Marokko wurden unmöglich, man musste sich auf die noch neuen Kontakte vor Ort verlassen, die Logistik funktionierte mehr schlecht als recht und Ware zu bekommen wurde im Verlauf der Pandemie immer schwerer. Der erste Markt, an dem sie in unserer Region teilnahmen - eine der Veranstaltungen auf Schloss Dyck - fand unter den damals geltenden Coronarestriktionen statt und entsprechend wenige Besucher kamen, aber an Aufgeben dachten die Drei nicht. Stattdessen suchten sie nach alternativen Absatzwegen und fand diese auch mit einem Onlineshop. Bis heute ist www.artibelle.de das Herzstück des Unternehmens, auch wenn es zwischenzeitlich doch wieder einige Marktteilnahmen wie bei Claus, Greta, dem EineStadt Fest oder dem Fest am See, aber auch in anderen Städten, gab.

Mittlerweile ist der farbenfrohe und immer abwechslungsreich präsentierte Stand der drei Freundinnen ein bekannter und beliebter Bestandteil diverser Märkte und auch der Onlineshop läuft erfolgreich, so dass es Zeit wurde für den nächsten Schritt: ein richtiges Lager oder besser eine Kombination aus Depot und Showroom, außerhalb des eigenen Dachspeichers. Groß genug, um ausreichend Ware für kurze Lieferzeiten zu bevorraten, aber auch ansprechend aussehend und zentral gelegen, um regelmäßig Veranstaltungen durchführen zu können, so wie die gut besuchte Eröffnung am 05. August 2023. Ein stationäres Einzelhandelsgeschäft ist zwar noch nicht geplant, aber man möchte der Kundschaft regelmäßig in entspannter Atmosphäre die Möglichkeit zum Stöbern und Shoppen bieten. Auch das Sortiment wurde bereits erweitert. Neben marokkanischem Kunsthandwerk umfasst es nunmehr auch eigene, in Handarbeit hergestellte Produkte, wie gehäkelte Taschen und Kakteen oder auch Bilder von Sandra Ophei, die damit ihrer Leidenschaft, dem Malen, einen Raum zur Präsentation bietet. Damit soll aber nicht Schluss sein, denn für die Zukunft soll das Sortiment noch breiter aufgestellt werden, durch Wohnaccessoires und Kunsthandwerk auch aus anderen Ländern.

Wen Corona nicht stoppen konnte, den stoppt so schnell gar nichts und so sind wir uns sicher, dass wir und Sie von Sandra Ophei, Anja Kemper und Dina Elmerghini zukünftig noch einiges hören und sehen werden. Schon jetzt ist das bunte Schaufenster des neuen Lagers an der Myllendonker Straße 12 in Lürrip eine visuelle Bereicherung für den Stadtteil.

Artibelle – feine Dinge
www.artibelle.de
Instagram: artibelle.feine.dinge

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41065 Mönchengladbach

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